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Blüte und Niedergang der Macht des Ordens

Festigung der Macht

Nachdem die Aufstände der Prussen und Litauer gegen die Herrschaft des Ordens bis 1283 niedergeschlagen waren, brachte nun die nachfolgende Besiedlung und Kultivierung des Landes ihre Früchte: Festigung der Macht des Ordens, Sicherheit und Wohlstand. Durch den Schutz, den der Orden dem Hochstift gewährte, war dieses mit seinem Schicksal verbunden. Wenn auch die Bischöfe des Ermlandes keine Ordensangehörige waren, so standen sie doch wegen des ihnen gewährten Schutzes in Krisenzeiten meist auf der Seite des Ordens.

Die größte Ausdehnung und Machtentfaltung erreichte der Deutsche Ritterorden unter seinem Hochmeister Winrich von Kniprode (1351-1382), nachdem der Orden schon 1309 das Herzogtum Pomerellen erworben und 1346 Estland von Dänemark dazu gewonnen hatte. Vom polnischen König Casimir III. (1330 - 1370) ließ sich der Hochmeister im Vertrag von Kalisch seine Besitzungen im Kulmer Land und in Pomerellen bestätigen. Der König Casimir verzichtete in diesem Vertrag "auf ewige Zeiten" auf diese Gebiete.

Als größte Leistung des Ordens ist nach der Ausbreitung der deutschen Kultur bis über die Memel hinaus und die Missionierung der alteingesessenen Völkerstämme die Schaffung eines mustergültig geordneten Staatswesens anzusehen, das sogar in Verwaltung und Wirtschaftlichkeit den alten Staaten im Westen überlegen war. Darum verlegte der Ordenshochmeister 1309 auch seine Residenz von Venedig zur Marienburg in Westpreußen. Mit dem Deutschen Ritterorden erreichte auch das Hochstift Ermland eine Blütezeit.

Die Marienburg:

 

Von der Schlacht bei Tannenberg 1410 bis zum 2. Thorner Frieden 1466

Aber außenpolitische Schwierigkeiten blieben nicht aus, als der Litauerfürst Jagiello die polnische Königstochter Hedwig heiratete. Die beiden, nun verwandtschaftlich verbundenen Staaten hatten das gemeinsame Interesse, die Macht des Ordens zu beschränken. Die wachsenden Spannungen entluden sich schließlich 1409 in einem Krieg mit der Entscheidungsschlacht bei Tannenberg 1410. Der Ordenshochmeister Ulrich von Jungingen führte die Truppen des Ordens und des Hochstiftes Ermland gegen einen an Kräften weit überlegenen Feind. In einem schrecklichen Gemetzel unterlagen die vereinigten Truppen des Ordens und des Bischofs, und Ulrich von Jungingen fiel in der Schlacht am 15. Juli 1410. Der geschlagene Rest der Truppen zog sich auf die Marienburg zurück und konnte sie gegen den Ansturm der Feinde halten. Unter dem nachfolgenden Hochmeister Heinrich von Plauen kam es 1411 zum 1. Thorner Frieden. Dabei gelang es, den territorialen Bestand Ordensstaates zu retten; doch mussten erhebliche Kriegsschulden gezahlt werden. In diesem Krieg wurde auch das Ermland verwüstet; denn die Soldateska versorgte sich aus dem Land, durch das sie zog.

 

Da der Fürstbischof Heinrich IV., Heilsberg von Vogelsang, nach der Niederlage dem König von Polen gehuldigt hatte, versuchte Heinrich von Plauen, den Bischof aus seinem Bistum zu verdrängen und durch ein Mitglied des Ordens zu ersetzen, um der Selbständigkeit des Hochstiftes Ermland ein Ende zu bereiten, was jedoch nicht gelang. Der Streit führte trotz Absetzung Heinrichs von Plauen erneut zu einem Einmarsch polnischer Heere in das Ermland. Am 18. Juli 1414 überschritten sie die Ordensgrenzen. Da sie den direkten Weg zur Marienburg versperrt fanden, ergossen sie sich in das Hochstift Ermland. An einen Widerstand im offenen Felde konnte die Ordensstreitmacht nicht denken. Daher zog sie sich in den befestigten Plätzen zusammen und ebenso die Bevölkerung des Landes mit ihrer Habe und ihrem Vieh, um so den Feind durch Mangel an Lebensmittel zum schnellen Rückzug zu zwingen. Daher nannte man diese Auseinandersetzung "Hungerkrieg". Der Historiker Prof. Victor Röhrich berichtet ausführlich über die Greueltaten der zügellosen Soldateska: "Die rohen Scharen der Samaiten, Russen, Walachen, Tataren, die neben Litauern und Polen in den Heeren Jagiellos und Witolds marschierten, traten das Fürstbistum in Grund und Boden. Seeburg wurde eingeäschert und das ganze Kammeramt bis auf 2 Dörfer dem Erdboden gleichgemacht. Nur das Kammeramt Rößel blieb nahezu verschont."

Am 7. Oktober 1414 kam in Straßburg ein Waffenstillstand zustande, worin vereinbart wurde, dass die Streitangelegenheit zwischen dem Königreich Polen und dem Ordensstaat auf dem Konzil zu Konstanz verhandelt und geregelt werden sollte. Die gemeinsamen Kriegslasten, die dem Adel, den Städten und den Bauern aufgebürdet worden waren, führten zu einem Zusammenschluss dieser Stände, dem "Preußischen Bund". Er erstrebte eine Beteiligung an der Verwaltung des Ordensstaates. Diese Forderung und der sich daraus entwickelnde Streit führte zu einem Krieg, dem sogenannten "13jährigen Städtekrieg" (1453-1466). Der ermländische Bischof Äneas Sylvius Piccolomini (1457-58) verhielt sich neutral. Als sich die Entwicklung zuungunsten des Ordens abzeichnete, trat sein Nachfolger, Bischof Paul von Legendorf (1458-1467) auf die Seite des Städtebundes, der sich mit den Polen verbündet hatte.

Im 2. Thorner Frieden 1466 wurde der Ordensstaat geteilt: Das Kulmer Land, Pomerellen, sowie das Gebiet um Marienburg-Elbing wurden als autonomes Gebiet "Königliches Preußen" genannt, der Krone Polens unterstellt. Der östliche Teil verblieb dem Orden. Der Hochmeister musste jedoch dem polnischen König den Treueid leisten. Seine Residenz verlegte er darum nach Königsberg. Das Hochstift Ermland kam nun ebenfalls unter die Oberhoheit des polnischen Königs. Damit übernahm dieser die bisher vom Orden ausgeübte Schirmherrschaft über das Hochstift Ermland.

Pfaffenkrieg und Reiterkrieg

Nach dem Tode des Fürstbischofs Paul von Legendorf gab es bei der Neuwahl Streit zwischen dem wahlberechtigten Domkapitel und dem polnischen König Casimir, der seinen Wunschkandidaten im Hochstift durchsetzen wollte. Es kam zum sogenannten "Pfaffenkrieg" (1467-1479) zwischen dem polnischen König und dem vom Domkapitel gewählten Nachfolger auf dem Bischofssitz, Nikolaus von Tüngen. Dieser konnte sich auf Bündnisse mit dem König Matthias Corvinus von Ungarn und dem Deutschen Ritterorden stützen. Am Ende erkannte im 1. Vertrag von Petrikau der polnische König Nikolaus von Tüngen als Fürstbischof an. Dieser musste sich jedoch unter die Schirmherrschaft des Königs stellen. Außerdem wurde das Domkapitel verpflichtet, eine dem König genehme Person als Bischof zu wählen. Ferner musste der Hofstaat und die Untertanen dem König den Treueid leisten. Diese Abmachungen brachten eine gewisse Einschränkung der Selbständigkeit des Hochstiftes mit sich. Die Wahlfreiheit des Domkapitels erfuhr im 2. Vertrag von Petrikau 1512 - vom Papst 1513 bestätigt - eine weitere Einschränkung. Danach sollte der König dem Domkapitel vier Kandidaten zur Bischofswahl vorschlagen, die Mitglieder des Kapitels und "in den Landen Preußen" geboren sein mussten. Trotz dieser Vereinbarungen setzen die polnischen Könige ihre Wunschkandidaten durch.

Der Orden bemühte sich um Rückhalt bei den deutschen Fürsten. Darum wählte er seine Ordenshochmeister aus deutschen Fürstenhäusern. So residierte in Königsberg Herzog Friedrich von Sachsen (1498 - 1510). Ihm folgte mit 21 Jahren Markgraf Albrecht von Brandenburg (1511-1525), letzter Ordenshochmeister.

Noch einmal versuchte der Deutsche Ritterorden den Niedergang seiner Macht gegenüber Polen abzuwenden. Im sogenannten "Reiterkrieg" (1519-21) wurde er jedoch von den deutschen Fürsten und vom Kaiser nicht unterstützt. Darum schloß er 1521 einen 4jährigen Waffenstillstand, der 1525 schließlich zum Frieden von Krakau führte. Der Orden musste sich den Regelungen des 2. Thorner Friedensvertrages unterwerfen. Das bedeutete die Teilung Preußens: Das "Königliche Preußen" blieb autonom unter der Krone Preußens.

 

So ging ein Jahrhundert schrecklicher Kriege für den Deutschen Ritterorden und das Hochstift Ermland zu Ende, in dem die Bevölkerung unsäglich viel Leid erdulden musste. Dazu suchte die Menschen in ihrem Elend 1506 noch die Pest heim und rottete ganze Dörfer aus. So lagen allein im Ermland bei Kriegsende 1521 rund 50% aller Bauernhöfe wüst.